Thrombopenie
Unter Thrombopenie versteht man den Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten). Meistens bedingt die Thrombopenie eine Blutungsneigung. Ist der Thrombozytenwert <10.000 µL (Normalwert 150.000 - 350.000), so können schwere Blutungen bereits ohne erkennbare auslösende Ursache auftreten. Bei Werten zwischen 10.000 und 50.000/µL treten
Blutungen im Rahmen von Verletzungen und Operationen auf. Bei sehr großen chirurgischen Eingriffen (z.B. Kopf- oder Wirbelsäulenoperationen) sollte der Thrombozytenwert über 100.000/µL
liegen.
Ursache der Thrombopenie sind verminderte Bildung im Knochenmark (z.B. aplastische Anämie, bösartige Bluterkrankungen), beschleunigter Abbau im Blut durch Antikörper [idiopathische Thrombozytopenische Purpura (ITP, Morbus Werlhof)], Medikamentenunverträglichkeit oder Speicherung der Thrombozyten in der vergrößerten Milz (Leberzirrhose, Milzvenenthrombose, Malaria). Die Therapie richtet sich nach der Ursache (Behandlung der Grundkrankheit). Thrombozytentransfusionen sind bei Patienten mit sehr tiefen Werten (<10.000), die durch eine verminderte Thrombozytenbildung im Knochenmark bedingt sind, erforderlich. Die immunologische (durch Antikörper bedingte) Thrombopenie kann durch Kortison, hochdosierte Eiweißstoffe (Immunglobuline) oder - in ausgewählten Fällen - durch die Entfernung der Milz (Splenektomie) behandelt werden.
In den letzten Jahren wurden neue Medikamente entwickelt ([Thrombopoetinanaloga: Nplate (Romiplostin), Revolade (Eltrombopag)], die die Produktion der Thrombozyten im Knochenmark stimulieren. Nplate und Revolade sind in Österreich bereits zum routinemäßigen Gebrauch zugelassen und sind bei den meisten Patienten mit immunologischer Thrombopenie wirksam. Die Wirkung dieser Therapien verschwindet allerdings sehr rasch nach Beendigung der Therapie und Langzeitkomplikationen (vermehrte Bildung von Bindegewebe im Knochenmark, Thromboseneigung) können nicht ganz ausgeschlossen werden. Ein vorsichtiger und sehr überlegter Einsatz dieser neuen Substanzen ist daher zu empfehlen.